Begeistern Sie sich für Feuer und Flammen, Rauchgeruch, russige Kochstellen oder flackernde Lichtquellen? Am internationalen Museumstag erkunden generationenübergreifende Erzählteams in einigen Häusern des Freilichtmuseums Ballenberg Feuerstellen und Beleuchtungsgeräte und erfinden dazu eine kurze Geschichte. Nach einem Imbiss gehen die Gäste von Haus zu Haus, um einander vorzustellen, was sie sich ausgedacht haben. Eingeladen sind Lagerfeuer-Experten aus Pfadi und Jungwacht, aber auch Sie können teilnehmen, wenn möglich gleich mit einer zweiten erzählbegeisterten Person, die mindestens 15 Jahre älter oder jünger ist als Sie.
Das Freilichtmuseum Ballenberg ist eine private Stiftung mit dem Ziel, traditionelle ländliche Bauten samt ihren typischen Einrichtungen zum Wohnen und Arbeiten aus allen Landesteilen der Schweiz zu sammeln, zu erforschen, zu erhalten und zu vermitteln. Der Ballenberg ist ein lebendiges kulturelles Zentrum mit Veranstaltungen, Kursen, Ausstellungen und Publikationen.
Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz
Museumsstrasse 131
3858 Hofstetten bei Brienz
Alle Geschichten aus dem Museum auf dem «Musée imaginaire Suisse»
Eigentlich ist dieses Haus überaus sauber. Nur an den Wänden findet man vereinzelt schwarze Streifen. Das kam so: Ein Wichtel putzte über Nacht das ganze Bauernhaus, legte sich aber dann erschöpft in die warme Feuergrube. So war sein Mäntelchen immer russig und an den Wänden entstanden schwarze Striche. Eines Morgens schlief der Wichtel länger und wurde von der Bauersfrau beim Anfeuern überrascht. In der nächsten Nacht blieben die Bauersleute wach, um zu schauen, was er da machte. Sie sahen seine Mühe und Arbeit und wie er sich zum Schluss in die Asche legte und beschlossen ihn zum Dank zu belohnen. Am nächsten Abend legten sie ihm frische Kleidchen und ein weiches Bettchen hin. Er freute sich sehr und putzte das Haus seither umso besser. So verschwanden nach und nach die schwarzen Streifen und heute sieht man nur noch vereinzelte davon.
Antonia, 11 und Jeanne, 43
Ein Hutmacher wünschte sich unbedingt eine Tochter, da er in seiner Jugend erlebt hatte, wie gut seine Schwestern Hüte verfertigen konnten. Die waren längst verheiratet und weg und er hatte nur Söhne. Da hörte er, im Wald lebe eine Feuerfrau, welche Wünsche erfüllen könne. Er ging zu ihr und sie versprach ihm eine Tochter, wenn er ihr zum Dank jeden Monat einen Strohhut schenke. Er ging auf den Handel ein – und wirklich, kurz darauf bekamen sie eine Tochter. Diese konnte schon als Kind die schönsten Hüte weit und breit verfertigen. Die Feuersfrau erhielt Monat für Monat ihren Hut und alles lief prächtig, bis eines Winters das Stroh ausging. Der Hutmacher dachte, das werde schon nichts ausmachen, doch als er zum zweiten Mal keinen Hut lieferte, verschwand seine Tochter spurlos. Er musste seine Hutmacherei schliessen und in der Fabrik arbeiten. Seine geliebte Tochter hat er bis ins hohe Alter nie mehr gesehen. Dann, als er zittrig und gebeugt am Arm seiner Frau über den Markt ging, kamen sie zu einem Hutmacherstand. Dahinter verfertigte ein wunderschönes Mädchen Hüte – ihre verlorene Tochter.
Monika 49 und Ursina, 19
"In eine ganz andere Welt führten die Geschichten nicht nur, weil sie gut erfunden und unterhaltsam erzählt waren, sondern auch, weil sie sich um alle Arten von Holzfeuern drehten – wie das Leben in der Zeit, bevor die Elektrizität im Alltag Einzug hielt." Zitat aus einem Artikel im Berner Oberländer vom 19.5.2015
Stefan, 51
Einst am Heiligabend sass die Bauernfamilie hier in der geheizten Stube. Da erzählte der Grossvater eine Geschichte von früher: Vor vielen Jahren hatte der Familienvater, am 24. Dezember noch streng gearbeitet und er freute sich auf den Weihnachtsbraten. Doch anstatt den Braten aufzutragen, begann seine Frau zu weinen. Sie hatte kein Holz mehr gehabt, um das Fleisch zu braten. Da ging die ganze Familie in den Wald und sammelte Holz. Anschliessend versuchte die Mutter ein Feuer zu entfachen, doch das Holz wollte nicht brennen, weil es feucht war. Nun wurde der Vater zornig, holte die Axt und zerhackte den Stubentisch. Endlich konnte die Mutter den Braten zubereiten, doch die Familie musste ihn dann auf dem Boden verspeisen.
Dorothea 44 und Martin, 14
In dieser Küche mit dem grossen Backofen und dem Waschherd hatte die Bauersfrau Teig zum Brotbacken vorbereitet und zum Aufgehen stehen lassen. Ermüdet war sie schlafen gegangen. Plötzlich erwachte sie und schnupperte: Es roch fein nach frischem Brot. Ihre kleine Tochter hatte den Teig gesehen und sich überlegt: Backen kann ich doch auch.“ Sie hatte ein Feuer unter dem Waschtopf entfacht, buk nun das Brot und wusch auch gleich noch die schmutzige Wäsche. Die Mutter erwachte vom Duft frischen Brotes, kam herunter und sah, wer da die Arbeit verrichtete. Da freute sie sich sehr. Am nächsten Morgen ging sie mit Ihrer Tochter in die Stadt auf den Markt und das Mädchen durfte so viele Runden Karussell fahren, wie es wollte.
Meret 7 und Samuel, 46